Herr der Schlinge

10155962_644346822349610_1384548798096392615_nWas schenke ich meinen Lieben? Alle Jahre wieder stehe (wahrscheinlich nicht nur) ich vor dieser Frage. Spätestens wenn das erste Kerzlein auf dem Adventskranz blinkt. Doch seit ich auf die Herrin der Ringe gestoßen bin, kann ich (mir) eine Antwort darauf geben - mit schönen und ungewöhnlichen Dingen, die sonst keiner hat. Bei diesen Geschenken kann ich sicher sein, dass es sich um Unikate handelt, die sonst niemand hat. Ein bisschen Exklusivität darf es schon sein (hüstel), meine Damen, oder war meint ihr?

Heute erzähle ich euch erstmal ein wunderschönes Märchen. Es beginnt folgendermaßen:

Es war einmal ein Handtuch...
Damit fängt auch Andreas Linzners Geschichte an. Der Modedesigner beglückt mit seiner Idee nicht nur schwäbische Sparheimer. Alle, die immer noch mit ihrem Badetuch aus Kinderzeiten kuscheln, können das jetzt offiziell tun. Andreas macht aus altem Frottee Elefanten oder Hasen oder Giraffen oder Pokale oder Adventskränze… Wie viele Frotteehandtücher den vergangenen 14 Jahre durch seine Hände gegangen sind, kann er nicht sagen. Auf ein Jahr gerechnet kommt er auf 100 Kilogramm an Stoff.

Bild-12110407125_554327151351578_4919085901023574055_nDer Elefant ist der absolute Renner bei den Kindern. Wie oft Andreas Linzner einen abgeknudelten Rüsselträger wieder reparieren musste, kann er gar nicht zählen. „Ich sage zu den Kindern, lieber weniger drücken und mehr anschauen.“ Für den alltäglichen Gebrauch oder den erwachseneren Geschmack gibt es Gegenständen wie Wärmflasche, Schlüsselanhänger oder Badvorleger mit Sprüchen darauf. Selbst Frottee bezogene Postkarten für Herz erwärmende Grüße sind zu haben.
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Der 45-jährige arbeitet mit ausgewählten Recyclinghöfen zusammen. Die schicken ihm kartonweise Handtücher, Gardinen und Bademäntel im spießigen 50er- oder schrägen 70er Jahre-Dessin. Immer wenn eine Lieferung kommt, ist „es wie Weihnachten für mich“, schmunzelt der Designer. In der Werkstatt stapeln sich die Stoffe meterhoch, und die Nähmaschine surrt, damit der Nachschub im Laden nicht ausgeht. Das wohlige Material schmückt in seiner Werkstatt Wände und Tische, man fühlt sich irgendwie beim Rausgehen wie nach einem ausgiebigen Schaumbad. Nur hat man davon mehr.

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In Hamburg hat der gebürtige Wuppertaler – nach Lehr- und Wanderjahren in Pforzheim und Nürnberg und einem dritten Platz beim Burda-Nähwettbewerb (mit 18 Jahren)
 – ein Atelier bezogen. Dort findet man so ziemlich alles aus dem Schlingengewebe, das jeder von uns kennt. Linzner selber liebt den Stoff so sehr, dass er sich mehrmals im Jahr auf Spurensuche nach dessen historischen Wurzeln in die Türkei begibt. 900 Handtücher, die „garantiert nicht zerschnitten werden“, hat er mittlerweile gesammelt. Diese will er in den nächsten zwei Jahren in einer Ausstellung präsentieren. Die Farben und Muster der 60er- und 70er-Jahre liebt der Retro-Fan am meisten. „So etwas findet man heute gar nicht mehr.“
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Selbst in Los Angeles, London, Kopenhagen und Zürich lieben die Kunden die Flauschtieren. Von Top-Designer Paul Smith gab's schon eine Karte mit einem herzlichen Dankeschön. Auch Nachwuchs-Komiker, die sich alljährlich im Januar dem HH-Frottee-Comedy-Wettbewerb stellen, sind ganz vernarrt in den bunten Stoff. Als Preis winkt ein von Andreas Linzner selbst genähter Pokal aus – na, was wohl – Frottee.

10698706_644345695683056_3247373924915620435_nÜbrigens: 2006 hat Cindy aus Marzahn die Trophäe gewonnen. (Vielleicht rührt daher ihre Vorliebe für pinkfarbene Badezimmer-Auslegeware?)

Fotos von Andreas Linzner

2 Gedanken zu “Herr der Schlinge

  1. Oh, ist das toll! Und die Farbe ist der Knaller! Mir steht tfcrkis auch am allerbesten, dicht gegflot von pink! :-)Wegen Ovi-Streik kann ich mir grad gar nix klamottiges ne4hen *grummel*, ich glaub ich muss sie mal wegbringen nur hier gibts ja weit und breit nix, das ist immer ne Himmelstour ;-)GlG Claudi

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