



Putzen gehört wirklich nicht zu den Dingen im Leben, die ich mit Leidenschaft mache. Ganz im Gegenteil: Wenn der Hausputz wieder fällig ist, kriege ich schlechte Laune. Umso besser war meine Stimmung, als eine elektronische Einladung zum "Runden Tisch" des IKW (Industrieverband Körperpflege-und Waschmittel) mir ins Haus flatterte. Dabei sollte es doch an diesem Abend ausschließlich um das Thema Haushaltspflege und Hygiene gehen.
Dr. Bernd Glassl, Bereichsleiter Haushaltspflege beim IKW, erklärte uns Teilnehmern den Sinner'schen Kreis. Der besagt folgendes in Bezug auf die Faktoren im Reinigungsvorgang:
Der Sinnersche Kreis wird üblicherweise als Kreisdiagramm dargestellt. In diesem Diagramm wird angenommen, dass jeder Faktor gleich wichtig ist.
Gelingt einem Forscher die Entwicklung eines bahnbrechenden Waschmittels, dann steigt der Anteil der Chemie am Kreis. Die gleiche Waschwirkung kann dann mit weniger Mechanik, weniger Temperatur und in geringerer Zeit erzielt werden (siehe das zweite Kreisdiagramm).
Coole Sache, Statistik angewandt auf simples Wäschewaschen zum Beispiel. Unter diesem Aspekt habe ich das noch nie betrachtet.
Mein persönliches Résumée aus dem Waschmaschinen-Exkurs: Bettwäsche, Handtücher, Unterwäsche etc. wasche ich in Zukunft nur noch mit 60-Grad und nicht mehr mit dem entsprechenden Öko-Programm. (Das bringt es nämlich in Wirklichkeit nur auf schlappe 50-Grad).
Auch die kleinen Experimente mit Hilfe von Lackmusteststreifen und verschiedenen Reinigern für Küche, Bad und Allzweck haben uns Teilnehmern Spaß gemacht. Ich weiß jetzt, dass der ph-Wert von Sekt bei 4 liegt (also relativ sauer ist).
Prof. Dr. Dirk Bockmühl von der Hochschule Rhein-Waal Kleve hat sogar einen Lehrstuhl für Hygiene und Mikrobiologie. Waaahnsinn! Wusste gar nicht, dass man seinen Dr. und Prof. in Sachen Putzen machen kann. Aber so ernst das Thema der "Lehrstunde" über „Hygiene im Haushalt“ auch klang, Bockmühl hat es mit Witz und Charme rübergebracht. Das Fazit daraus:
Die Hände sind die Infektionsquelle Nr. 1
Außer Yuppies gibt es auch Yoppies
Klobürsten kann man in der Spülmaschine waschen oder in die Mikrowelle stecken (tötet alle Bakterien ab) - MEINT DER MIKROBIOLOGE
Statt Holzbrettchen lieber Kunstoffunterlagen verwenden beim Zubereiten von rohen Lebensmitteln (Hähnchen), diese dürfen in die Spülmaschine
Manchen alten Freunden (Mikroorganismen wie Milchsäurebakterien) sollte man die Treue halten, die härten nämlich das Immunsystem ab
Last but not least:
Lieber die Gurke essen, wenn sie ins WC gefallen ist. Das ist noch hygienischer als das Spülbecken, wo versiffte Schwammtücher ihr Unwesen treiben (O-Ton des Mikrobiologen).
Ein gewisser Ekelfaktor war dem Event nicht ganz abzusprechen, Bockmühl hatte auch vorab gewarnt: "Ich habe ja gesagt, dass es unappetitlich wird!" Aber dennoch haben wir uns das anschließende 3-Gänge-Menü schmecken lassen. Schließlich haben wir uns die leckere Stärkung nach der launigen "Unterrichtsstunde" redlich verdient.